Arbeit und Versorgung in naher Zukunft
Erstellt von r.ehlers am Dienstag 9. August 2016
Bid: REUTERS/spiegel.de
Die Regierungen unserer Länder beschäftigen ständig Experten mit der schwierigen Aufgabe, die künftige Welt der Arbeit und der Versorgung der Bevölkerung mit allem Nötigen vorherzusehen. Es hat sich zwar immer wieder gezeigt, dass jeder Blick in die Zukunft zweifelhaft ist und sich immer wieder nachträglich zeigte, dass wichtige Umstände nicht berücksichtigt wurden. Wer hätte schon den von den Interessen der Völker und ihrer Herrscher zugleich her durch keinen vernünftigen Grund angezeigten 1. Weltkrieg vorausgesehen?!
Es gibt aber auch für die Betrachter nicht vorhersehbare geheime Machenschaften, die die Zukunft wesentlich bestimmen. Bestes Beispiel ist Hitlers Eroberungswut, der träumte, das deutsche Volk brauche mehr Raum. Oder denken Sie an den Überfall der USA auf den Irak Saddam Husseins, der allein auf dreiste Lügen über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak begründet wurde. Die Gründe für viele andere Manipulationen kommen einfach nicht an die Öffentlichkeit, so auch nicht die Gründe für die deutsche Agenda 2010, die das Ende der „sozialen Marktwirtschaft“ einleitete.
Unbeschadet dieser grundlegenden Ungewissheiten gibt es große Entwicklungslinien für die künftige Welt der Arbeit und der Versorgung der Menschen, die sich mit größter Wahrscheinlichkeit durchsetzen werden. Es lohnt sich, diese einmal festzuhalten.
Ich beschränke mich hier auf die Darlegung der voraussichtlichen Verhältnisse bis gegen Ende des 21.Jahrhunderts, also für eine Zeit, die sehr viele der heute Geborenen wohl noch erleben werden. Je weiter man versucht, in die Zukunft einzudringen, desto geringer sind die Aussichten, die Realität zu treffen. Es ist ja nicht jeder ein Jules Verne, der sehr viele technische Entwicklungen vorausahnte.
Der Blick in die Zukunft ist beileibe keine Spielerei. Wenn ich beispielsweise daran denke, in besseren Zeiten für Zeiten der Not zu sparen, muss ich mir Gedanken über unser Geldsystem machen. Kann ich damit rechnen, dass künftig wieder Zinsen auf Geldanlagen gezahlt werden? Oder ist unser Finanzsystem darauf angelegt, immer wieder mal zusammenzubrechen? Macht es Sinn, auf Immobilien zu setzen wenn mit der Zahl der sicheren Arbeitsplätze die Zahl der Einwohner und damit die Zahl der an Hausbesitz Interessierten wie etwa im Emsland, der Eifel und in Brandenburg immer weiter abnimmt? Wie sicher ist es, dass es in den Ballungszentren genau gegenteilig verläuft?
Menschliche Arbeit wird immer weniger gebraucht
Schröders Agenda 2010 hat auf dem Papier dafür gesorgt, dass heute nicht weniger Arbeitsplätze vorhanden sind als zuvor. So jedenfalls tönen unsere Politiker. Dabei verwechseln sie Äpfel mit Birnen. Denn gut bezahlte und rechtlich gesicherte Arbeitsplätze verflüchtigen sich, während ungesicherte Teilzeitarbeit und andere prekäre Arbeitsverhältnisse millionenfach zugenommen haben.
Die Politik spricht im Zusammenhang mit dem Zustrom von Millionen von Flüchtlingen davon, dass unser Land ohne Zuwanderung nicht überleben könnte. Tatsächlich gibt es in einigen Bereichen wie besonders in der Erntehilfe einen Fehlbedarf an Arbeitnehmern. Da ist aber abzusehen, dass neue technische Wege alle menschliche Arbeit erübrigen werden. Heute und auch in fernerer Zukunft fehlen Pflegekräfte, die man nicht durch Roboter ersetzen kann, wie das heute schon in Japan angedacht wird. Hier ist aber trotz aller Unbeweglichkeit der Politik damit zu rechnen, dass künftig mehr Pflegestellen geschaffen und die Pfleger besser besoldet werden, weil das immer noch preiswerter ist, als fremde Zugereiste zu integrieren und zu schulen.
Noch melden Handwerk und Industrie freie Stellen für Auszubildende. Das aber ist kein Zustand von Dauer, weil es abzusehen ist, dass die Vollstellen mit wachsender Automatisierung und Robotisierung entfallen werden. Die Industrie hat Zukunft, nicht aber die menschliche Arbeit in der Industrie. Was mit der Büroarbeit ist, haben Banken und Versicherungen überdeutlich gezeigt. Da wird es bald kaum noch interessante Stellen zum Broterwerb mehr geben.
Es bleiben Schule und Weiterbildung. Die Zahl der Betreuer von Kindern und von Lehrern wird wohl leicht zunehmen, jedenfalls solange nicht die Gesamtzahl der Einwohner im Lande drastisch sinkt.
Die Versorgung der Bevölkerung wird sich von der Arbeitsleistung trennen
In einer Zeit des Übergangs zu ganz neuen Verhältnissen wird sich die Zahl der Neugeborenen mit der Abnahme der guten beruflichen Möglichkeiten verringern.
Es ist nicht abzuschätzen, welche Arbeiten nicht künftig von Maschinen, Computern und Robotern besser und preisgünstiger erledigt werden können als von Menschen. Die Landwirtschaft hat als erste Branche gezeigt, dass sie auf 98 % ihrer früheren Mitarbeiter verzichten kann, es folgten als nächste die Industrie und der Handel. Selbst der Börsenhandel braucht kaum noch Menschen.
Wir können uns daher fest darauf einstellen, dass in einigen Jahrzehnten nur noch wenige Prozente der Menschen in unserem Land eine Arbeit finden werden, die ihnen das Einkommen gibt, von dem sie sich unterhalten können. Nach den verfassungsrechtlichen Vorgaben sind dann die Regierungen der Länder verpflichtet, auf die mit den im staatlichen Eigentum oder im Eigentum Privater stehenden Betriebsmitteln erzielten Erträge zuzugreifen und die untätige Bevölkerung zu versorgen.
Noch einmal der Hinweis: So muss es nicht kommen, die Wahrscheinlichkeit spricht nach meinem Eindruck aber dafür.
Ganz sicher lohnt es sich nicht, sich mit seinen Erwartungen an die Zukunft sklavisch an das zu halten, was wir in den letzten gut 100 Jahren erlebt haben. Wie müssen vielmehr davon ausgehen, dass sich die Rate der gesellschaftlichen Veränderungen auf absehbare Zeit immer weiter beschleunigt.